Es hätte alles so schön werden können. Man hatte sich geschrieben, die ersten persönlichen Informationen ausgetauscht und das erste Date hatte eigentlich auch alle Erwartungen erfüllt. Dass man schon nach wenigen Monaten wieder getrennte Wege gehen würde, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Aber irgendwie stimmte am Ende die Chemie wohl nicht. Das, was sich anhört, wie die Chronik einer gescheiterten Liebesbeziehung, beschäftigt oft genug auch die HR-Abteilungen vieler Unternehmen. Nämlich dann, wenn sich herausstellt, dass es zwischen dem hochqualifizierten Traumkandidaten und dem Wunscharbeitgeber doch nicht passt und ein eigentlich auf Dauer angelegtes Beschäftigungsverhältnis frühzeitig in die Brüche geht. Ein unter Umständen teures Missverständnis, das vielfältige Gründen habe kann.
Unternehmen als soziale Gefüge
Oftmals sind es die Dinge, die man eben nicht im Vorhinein so ganz einfach abklopfen und prüfen kann. Gemeint sind kulturelle Aspekte, die das arbeitstägliche Miteinander, die Arbeitsatmosphäre und schließlich auch die Mitarbeiterzufriedenheit entscheidend prägen. Unternehmen sind schließlich komplexe soziale Gefüge, innerhalb derer Individuen nicht nur sach- und aufgabenbezogen, sondern auch auf der persönlich-emotionalen Ebene interagieren. Die fachliche Qualifikation, die Berufserfahrung oder auch die vorhandene Fremdsprachenkenntnisse sind das eine, ob ein Bewerber aber auch zu den tragenden Werten, Normen und Handlungsmustern des Unternehmens passt, ist die zweite Frage. Aus der anderen Perspektive betrachtet, geht es dem qualifizierten Nachwuchs heute auch schon längst nicht mehr ausschließlich um das Gehalt, den Firmenwagen oder die Anzahl der Urlaubstage – die weichen Faktoren müssen stimmen, die kulturellen Eckpfeiler des zukünftigen Arbeitgebers sollten passen. Es scheint also im beiderseitigen Interesse zu liegen, den sog. Cultural Fit im Vorfeld einer infrage stehenden Zusammenarbeit genau zu prüfen.
Offen sein für Neues
Eine berechtigte Frage aber ist: Muss es denn eigentlich immer passen, wie die Faust auf´s Auge? Könnte ein gewisses Maß an Misfit oder Andersartigkeit nicht durchaus auch Vorteile mit sich bringen? Ein frischer Wind, eine neuartige Herangehensweise oder eine völlig neues Denken muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein. Vielleicht liegt hier auch die Chance auf Verbesserung und Weiterentwicklung. Man könnte ja durchaus auch die These vertreten, dass die ewige Suche nach dem Cultural Fit zu Stillstand führt und eine Organisation sich nicht weiterentwickeln lässt – das Unternehmen wird dann zu einem sich selbst reproduzierenden System. Im Zweifel bleiben dann Entwicklungspotenziale für die Organisation ungenutzt. Und in Zeiten, in denen Agilität das unterdessen nicht mehr ganz so neue Mantra der Organisations- und Unternehmensberater zu sein scheint, ist Offenheit für Neues doch geradezu eine Grundvoraussetzung, oder nicht? Die Wahrheit liegt wohl wieder einmal in der Mitte. Gesucht ist weder der stramme Unternehmenssoldat dessen innerer Kompass eine Blaupause des verschrifteten Unternehmensleitbildes ist, noch der von jeglichen Normen und Werten unbeeindruckte Freigeist. Beides ist für die Unternehmensentwicklung dauerhaft nicht förderlich.
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