Wenn Veränderung zum Problem wird

Allgemein

Im Allgemeinen sind die deutschen Arbeitnehmer*innen nicht unbedingt für einen übermäßigen Drang zur Veränderung bekannt. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft verbringen sie im Schnitt immerhin 11 Jahre beim gleichen Arbeitgeber. Je nach Branche, Qualifikation und Unternehmensgröße mal mehr, mal weniger. Böswillig könnte man hier ein gewisses Phlegma unterstellen. Andererseits – wenn jemand zufrieden ist und er alles das geboten bekommt, was ihm vorschwebt, so what? Es ist ja nicht grundsätzlich verwerflich, ein und demselben Brötchengeber über viele Jahre hinweg die Treue zu halten. Verlässlichkeit und Loyalität sind ja durchaus Tugenden, die von Arbeitgebern auch heute noch geschätzt werden.

Es gibt aber auch Arbeitnehmer*innen, die weit weniger Sitzfleisch haben und in puncto Arbeitgeberwechsel deutlich agiler sind. Sie haben sehr konkrete Vorstellungen von ihren beruflichen Zielen, sind ehrgeizig und offen für Neues. Ihr Plan sieht vor, die Arbeitsstelle in einem mehrjährigen Rhythmus zu wechseln, um sich damit auf der Karriereleiter Schritt für Schritt nach oben zu arbeiten. Ganz so, wie es auch durchaus ambitionierte Berufseinsteiger und -erfahrene gibt, die sehr bewusst den Weg über einen Personaldienstleister machen, um sich in unterschiedlichen Praxisprojekten zu beweisen.

Heute hier, morgen da

Während vielfältige berufliche Erfahrungen von Personalern*innen grundsätzlich geschätzt werden, werfen Jobwechsel in erhöhter Häufigkeit und Frequenz zunächst einmal Fragen auf. Etwa dann, wenn jemand innerhalb eines Jahres bei drei unterschiedlichen Unternehmen auf der Payroll stand. Ist er oder sie den fachlichen Anforderungen nicht gerecht geworden? Gab es wiederholt unüberwindbare Konflikte mit Vorgesetzten? Könnte sein, es gibt aber auch hier plausible Gründe, die nicht unbedingt ein ungünstiges Licht auf Bewerber*in werfen müssen – vielleicht ist eine Firma Pleite gegangen, ein Vertrag war von vorneherein befristet oder es hat sich herausrausgestellt, dass Erwartungen an den neuen Job schlichtweg unerfüllt geblieben sind. Kann alles vorkommen. Wenn der hochfrequente Wechsel sich aber wie ein roter Faden durch eine Berufsbiographie zieht und einen wahren Arbeitgeber-Flickenteppich hinterlässt, klingeln bei Verantwortlichen in Personalabteilungen die Alarmglocken. Wohl zu Recht, denn es liegt nahe, dass hinter diesem Jobhopping ein wie auch immer geartetes individuelles Problem liegt. Häufig wird den Kandidaten*innen ein Mangel an Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Disziplin oder Konfliktfähigkeit unterstellt. Wie auch immer, die Sprunghaftigkeit wird im Wettbewerb um eine vakante Stelle irgendwann eben zur Hypothek.

Selbstreflexion hilft

Berufliche Luftveränderung ist eine höchst individuelle Angelegenheit und kein unbedingtes Muss. Wenn Arbeitnehmer*innen den Arbeitgeber wechseln, um sich weiterzuentwickeln, Erfahrungen zu sammeln und gezielt den nächsten Schritt zu machen, wird diese Art der Horizonterweiterung in der Regel aber gerne gesehen. Schwieriger wird es allerdings, wenn bei Jobwechseln kein wirklicher Plan erkennbar ist und der Eindruck von Beliebigkeit entsteht. Das gilt natürlich erst Recht im Falle von notorischen Jobhoppern. Wer als Berufseinsteiger eine Odyssee von Arbeitgeber zu Arbeitgeber vermeiden will, sollte sich sehr genau mit seinen beruflichen Zielen und potenziellen Arbeitgebern auseinandersetzen. Trotzdem kann es natürlich sein, dass es mal nicht passt. Um nicht Gefahr zu laufen, gleich den nächsten Fehltritt zu machen, hilft eine schonungslose, selbstkritische Analyse – gerne auch mit Unterstützung erfahrener Personalberater. Denn nur wer die Gründe für das mismatch kennt, kann die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Selbstreflexion ist das Stichwort.

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