Nachhaltigkeit im Recruiting

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Sie wurden von vielen verhöhnt, ausgelacht und abfällig als Ökospinner oder Müslifresser bezeichnet. Und drei Jahre bevor die ersten Vollbart tragenden, mit Strickzeug bewaffneten Männer ihren Platz im Bundestag einnahmen, mahnte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt noch, dass sich ihre Wähler „später noch bittere Vorwürfe machen werden“. Und jetzt, fast dreißig Jahre später? Die Republik wird im Ausland von einer Grünen-Politikerin als ranghöchste Diplomatin vertreten, während ihr Parteikollege die deutsche Wirtschaft auf Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit trimmt. Wie sich doch die Zeiten geändert haben. Waren es damals zunächst noch Randthemen einer außerparlamentarischen Protestgruppe, stehen Umweltschutz, Klimaschutz und soziale Verantwortung heute ganz oben auf der globalen politischen Agenda.

Gefragt: Gesellschaftliche Verantwortung

So wird auch unternehmerisches Handeln heute längst nicht mehr ausschließlich nach ökonomischen Kriterien bewertet. Bilanzkennzahlen, Gewinne und Börsenkurse sind das eine, die ökologischen und sozialen Implikationen der unternehmerischen Tätigkeit das andere. Ob Großkonzern, Mittelständler oder Kleinunternehmen, sie alle kommen nicht daran vorbei, sich mit den Folgen ihres Tuns für Umwelt und Gesellschaft auseinanderzusetzen – auch mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Denn laut einer Stepstone-Studie aus dem Jahr 2019 spielen Nachhaltigkeitsaspekte bei der Wahl des Jobs für Dreiviertel der Beschäftigten in Deutschland eine wichtige Rolle. 70 Prozent der Befragten gaben an, sich eher bei einem grünen Unternehmen zu bewerben. Und jeder Dritte würde sogar eine Kündigung in Erwägung ziehen, wenn der Arbeitgeber der Umwelt schaden oder sich an einem umweltschädlichen Projekt beteiligen würde.

Mit Öko punkten

Unternehmen, die es ernst meinen mit der Nachhaltigkeit, sollten also die Chance nutzen, um sich im Wettbewerb um die begehrten Arbeitskräfte genau damit einen Vorteil zu verschaffen. Mit Fokus auf die ökologischen Aspekte wird in diesem Kontext auch gerne von Green-Recruiting gesprochen. Gemeint ist, dass der verantwortliche Umgang mit der Umwelt als wichtiger Eckstein der Arbeitgebermarke genutzt und auch gezielt kommuniziert wird. Green Recruiting beinhaltet aber auch die Ausgestaltung des Bewerbungs- und Auswahlprozesses selbst. Die Kernfrage lautet hier: Wie lässt sich der gesamte Prozess mit dem Ziel einer möglichst geringen Umweltbelastung gestalten? Die Digitalisierung spielt hier sicher eine zentrale Rolle. Nur zwei Beispiele: Postalisch zugesandte Bewerbungsunterlagen sind etwa ebenso verzichtbar, wie ausgedruckte Lebensläufe oder Anschreiben. In vielen Unternehmen dürfte die Papierlosigkeit an dieser Stelle schon längst gelebte Praxis sein. Ähnlich wie die Durchführung von Videointerviews, gewissermaßen als Kolateralnutzen der Coronapandemie. In Zeiten des Homeoffice und Lockdowns hat sich doch gezeigt, was alles geht. Die Anreise zu einem Erstgespräch scheint jedenfalls in vielen Fällen verzichtbar. Und wenn nicht, dann wenigstens mit der Bahn.

Wichtig ist, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Unternehmenspolitik strategisch verankert sind und als Querschnittsaufgabe in allen Unternehmensbereichen ihren Niederschlag finden. Nur so bleiben Sie auch in der Kommunikation gegenüber Mitarbeitern und Jobkandidaten glaubhaft.

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