Robot Recruiting

Robot Recruiting – Bewerberauswahl 2.0

Allgemein, Recruiting

Na das hört sich doch eigentlich alles ganz gut an. Der Recruiter lehnt sich zurück, wartet darauf, dass sein System ihm eine Liste mit in Frage kommenden Kandidaten ausspuckt, und schnell ist der beste unter ihnen herausgesucht. Prima. Robot Recruiting heißt das Zauberwort. Und in den USA setzen unterdessen bereits die meisten großen Konzerne auf einen softwareunterstützten Bewerberauswahlprozess. Aber was taugt eine solches Verfahren wirklich? Macht es den Recruiter am Ende sogar überflüssig? Sicher nicht, denn bevor eine Analysesoftware ihren Dienst tun kann, müssen zunächst die Kriterien definiert werden, die die Software als Grundlage für eine Selektion braucht. Es geht um einen Katalog von erfolgsrelevanten biographischen bzw. persönlichen Merkmalen, an dem sich der mögliche Stelleninhaber in spe messen lassen muss – und hier ist der leibhaftige Personalfachmann gefragt. Ist diese Basis gelegt, müssen Bewerber nur noch ihre Unterlagen hochladen oder entsprechende Online-Formulare ausfüllen. Die Software analysiert alles nach vorgegebenen Algorithmen und filtert am Ende zuverlässig all jene Kandidaten heraus, die dem vorgegebenen Profil gerecht werden.

Was hier zählt, sind Fakten

Für ein Unternehmen liegen die Vorteile eines solchen Systems auf der Hand. Die Bewerberauswahl ist in diesem ersten Schritt hocheffizient – der Prozess entlastet den Recruiter, er spart Zeit und Kosten. Und sicher wird auch manch ein Bewerber aufatmen, wenn das Herumtüffteln an einem besonders gelungenen Seitenlayout entfällt oder das Grübeln über einen überzeugenden Einstieg in das Anschreiben keine Kopfschmerzen mehr bereitet. Was beim Robot Recruiting zählt, sind die Fakten. Rein subjektive Kriterien wie etwa das Aussehen eines Kandidaten spielen keine Rolle. Letzteres mag ja durchaus begrüßenswert sein, was aber grundsätzlich unberücksichtigt bleibt, ist die Persönlichkeit des Bewerbers – sein Charakter, seine Motivation, sein Spirit, seine Kreativität und nicht zuletzt auch seine sozialen Kompetenzen. Das sind Aspekte, die unter Umständen wichtiger sind, als das Erfüllen des einen oder anderen Formalkriteriums. So ist es also gut möglich, dass ein Topkandidat oder eine vielversprechende Nachwuchskraft durch das Raster fällt, weil es die Software nach einem Datenabgleich so will. Das müsste man dann wohl in Kauf nehmen. Alles hat seinen Preis.

Auf Expertise vertrauen

Robot Recruiting hat bei allen Effizienzvorteilen also durchaus seine Grenzen. Und spätestens auf einer zweiten Auswahlstufe ist die Expertise eines Recruiters in Fleisch und Blut ohnehin unverzichtbar. Denn nur er ist wirklich in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen oder im Zweifel im Rahmen eines persönlichen Interviews die tatsächliche Befähigung eines Kandidaten abschließend, unter Berücksichtigung aller relevanten Kriterien, zu beurteilen. Ob der Einsatz von Robot Recruiting wirklich Sinn macht, ist aber auch schlichtweg eine Frage der Unternehmensgröße. Denn einerseits lohnen sich Investitionen in ein solches System nur bei einem fortlaufend hohen Personalbedarf und einem entsprechenden Bewerbungsaufkommen. Andererseits müssen Unternehmen ja zunächst einmal in Erfahrung bringen, welche Kriterien denn überhaupt als erfolgsrelevant in ein Musterprofil einfließen sollen. Das setzt wiederum eine aussagekräftige Datenbasis voraus, über die ein kleineres mittelständisches Unternehmen gar nicht verfügen kann.

Quelle Beitragsbild: Pixabay