Mut zur Veränderung

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Es gibt sie natürlich immer noch. Gemeint sind jene menschlichen Urgesteine, deren Berufsbiografien nach 40 Jahren Erwerbstätigkeit nur einen einzigen Arbeitgeber ausweisen. Gut möglich, dass sie Exemplare einer aussterbenden Spezies sind. Denn die Zeiten haben sich geändert. Was früher als Zeichen von Loyalität und Treue hoch angesehen war, nötigt heute vielleicht immer noch einen gewissen Respekt ab. Als Berufsziel oder als Indiz für beruflichen Erfolg hat diese Form der lebenslänglichen Verbundenheit aber sicher ausgedient. Im Gegenteil. Durchaus verächtlich wird hier bisweilen auch von Industriebeamtentum gesprochen. Die langjährige Betriebszugehörigkeit wird dann eher als Zeichen von Bequemlichkeit und unzureichender Flexibilität gesehen. Nach dem Motto: Da hat sich wohl jemand in seiner Komfortzone bestens eingerichtet. Könnte man so sehen. Vielleicht hat ihm sein Arbeitgeber aber auch schlichtweg das geboten, was sich viele erträumen – gute Bezahlung, Freiraum für kreatives Arbeiten, Entwicklungsmöglichkeiten. Auch das wäre möglich.

Wechsel gerne gesehen

Während in Deutschland die durchschnittliche Verweildauer eines Arbeitnehmers in seinem Betrieb bei rund zehn Jahren liegt, wird in Karriereratgebern häufig empfohlen, früher oder später – das heißt in der Regel, nach drei bis sieben Jahren – zu wechseln. Und tatsächlich kann eine derartige Luftveränderung Sinn machen, um fachlich voranzukommen, aber auch um die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Unterschiedliche Arbeitgeber und Berufsstationen sind in der Vita eines Bewerbers mithin alles andere als ein Makel – zumindest dann nicht, wenn sie plausibel begründet einem gewissen Plan folgen. Personaler goutieren so etwas. Denn es zeigt, dass hier jemand sein eigenes Schicksal in die Hand genommen und Erfahrungen gesammelt hat, die für jeden Arbeitgeber einen Mehrwert darstellen.

Wenn Veränderung Not tut

Jenseits aller Karriereplanung gibt es allerdings Situationen, die förmlich nach Veränderung schreien. Nämlich dann, wenn sich dauerhaft ein Gefühl der Unzufriedenheit einstellt. Die Gründe dafür können vielfältig sein: etwa begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten, fehlende Herausforderungen, oder ein miserables Arbeitsklima. Hier würden auch HR-Laien betroffenen Arbeitnehmern zu einem Tapetenwechsel raten. Am besten bevor sich eine ausgewachsene Burnout-Symptomatik entwickelt. Veränderung ist hier ein Stück weit Gesundheitsprävention. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang: Nirgendwo sonst gehen die Menschen mit weniger Lust ihrem Broterwerb nach, als in Deutschland. Das jedenfalls zeigen die Ergebnisse einer Peakon-Studie aus dem letzten Jahr. Hierzulande macht sich demnach fast jeder Vierte unmotiviert auf den täglichen Weg ins Büro. Im internationalen Vergleich mit über 160 Ländern nehmen wir damit in puncto Mitarbeiterzufriedenheit den letzten Rang ein. Für eines der leistungsstärksten Industrieländer dieser Erde ein ernüchterndes Ergebnis.

Ob und vor allem wann ein Wechsel im Einzelfall der richtige Schritt ist, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel auch von der jeweiligen Lebens- und Familiensituation. Es ist nicht zuletzt eine höchst individuelle Entscheidung, die sich unter dem Strich auch nur schwer in eine einfache Faustformel packen lässt. Wer allerdings dauerhaft unzufrieden ist, sollte aktiv werden und im Zweifel auch die Expertise eines Personalberaters in Anspruch nehmen. Denn der Blick von außen kann durchaus helfen, eigene Unsicherheiten zu überwinden und neue Herausforderungen mutig anzugehen.

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