IT-Nachwuchskräfte gehören ohne Zweifel zu den gefragtesten Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt – kein Wunder, die Branche boomt seit Jahren und der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften wird mit fortschreitender Digitalisierung unserer Wirtschaft auch in den kommenden Jahren eher zu-, als abnehmen.
Was aber erwarten angehende Absolventen, Young Professionals und Auszubildende bei ihrem Berufseinstieg von ihrem zukünftigen Arbeitgeber. Dieser Frage ist die Online-Plattform „get in IT“ in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig im Rahmen einer Neuauflage ihrer „get started“-Studie nachgegangen.
Fachliche Entwicklungsmöglichkeiten hoch geschätzt
Zunächst einmal sind sich die Befragten ihrer vorteilhaften Ausgangsposition auf dem Arbeitsmarkt wohl durchaus bewusst, denn 90 Prozent von ihnen schätzen ihre Chancen auf einen Einstiegsjob als gut oder sehr gut ein. Den jüngsten Studienergebnissen zufolge, legen sie neben einer ansprechenden Vergütung und einer unbefristeten Beschäftigung auch weiterhin größten Wert darauf, sich fachlich entwickeln und weiterbilden zu können. Für rund 62 Prozent der Studienteilnehmer ist diese Möglichkeit für die Arbeitgeberattraktivität von besonderer Bedeutung. Und die Aussicht, als profilierter Experte an innovativen Projekten zu arbeiten, hat für die jungen IT`ler dabei ganz offensichtlich auch eine weitaus größere Anziehungskraft, als eine in Aussicht gestellte Position als Führungskraft mit Disziplinarverantwortung.
Einarbeitung statt frühe Projektverantwortung
Das, was sich Studierende und Azubis beim Start ins Berufsleben darüber hinaus wünschen, ist eine fundierte, zielorientierte Einarbeitung und im Idealfall eine umfassende Betreuung durch einen persönlichen Ansprechpartner und Mentor. Man könnte auch sagen, der IT-Nachwuchs will ein Stück weit an die Hand genommen werden, wenn es nach Unihörsaal, Klausuren und Seminararbeiten endlich in die Praxis geht. Der Sprung ins kalte Wasser, mit einer frühzeitigen Übernahme von Projektverantwortung, ist demnach nicht unbedingt seine Sache. Das gilt schon eher für Young Professionals, die ihrerseits allerdings auch die Vorteile einer sukzessiven Einführung in die Praxis zu schätzen wissen.
Der Wunsch nach einem eher sanften Übergang in die Arbeitswelt könnte man als Ausdruck einer gewissen Verunsicherung interpretieren – und diese scheint auch nicht gänzlich aus der Luft gegriffen zu sein. Denn Unternehmen vermissen bei Absolventen bisweilen tatsächlich das notwendige Rüstzeug für einen geschmeidigen Einstieg in die Projektarbeit, ungeachtet dessen, dass natürlich niemand davon ausgeht, dass Berufseinsteiger schon wirklich alles wissen müssen. Es geht dabei allerdings nicht nur um IT-spezifisches Fachwissen, sondern auch um Soft Skills, das heißt um Fertigkeiten wie Kommunikations- und Teamfähigkeit, Selbstorganisation, Zeitmanagement oder die Fähigkeit, sich in neue Zusammenhänge und Themen einzuarbeiten.
Onboarding als Wettbewerbsfaktor
Während Universitäten seit der Bologna-Reform mehr oder weniger erfolgreich daran arbeiten, das Studium in Richtung einer verbesserten Praxisrelevanz zu verbessern und an Studenten appelliert wird, sich auch eigenverantwortlich um ihre Employability zu kümmern, müssen sich Unternehmen mit vakanten IT-Stellen der Arbeitsmarktrealität stellen. Und die sieht nun einmal so aus, dass IT-Nachwuchskräfte nicht mehr reihenweise Schlange stehen, um einen von wenigen heißbegehrten Jobs zu bekommen. Im Gegenteil, Unternehmen stehen im Wettbewerb um die besten Köpfe. Sie müssen sich um den Nachwuchs bemühen, wenn sie offene Stellen adäquat besetzen wollen.
Legt man die aktuellen Studienergebnisse zugrunde, sind hier solche Arbeitgeber einen Schritt voraus, die beim Recruiting in besonderem Maße auf fachspezifische Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten verweisen können. Vor diesem Hintergrund scheint zudem ein Blick auf die betriebliche Praxis bei der Integration neuer Mitarbeiter lohnenswert. Denn dort, wo ein strukturiertes Onboarding mit einer intensiven Einarbeitung und internen Nachqualifizierungen den Start erleichtern, verschaffen sich Unternehmen im Zweifel einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt. Da gilt es, aus der Not eine Tugend zu machen.
Viele kleine und mittlere Unternehmen haben in diesem Punkt das Nachsehen, weil sie sich solche post-universitären Trainingsrefugien schlichtweg nicht leisten können. Sie brauchen Kandidaten die den Sprung ins kalte Wasser eben nicht scheuen und bereit sind, in relativ kurzer Zeit Verantwortung zu übernehmen. Im Zweifel schöpfen sie ihren Wettbewerbsvorteil aber aus ganz anderen Faktoren wie etwa Familienfreundlichkeit, Home Office oder flexiblen Arbeitszeiten. Denn diese Aspekte haben laut „get started“-Studie deutlich an Bedeutung gewonnen.
Quelle Beitragsbild: Pixabay