Die Digitalisierung bleibt für unsere Wirtschaft absehbar eines der zentralen Themen. Eine erfolgreiche Transformation von Unternehmen ins digitale Zeitalter wird gemeinhin als ein wesentlicher Faktor für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Und ganz offensichtlich gibt es hier auch noch eine ganze Menge zu tun, vor allem im Mittelstand. Das zumindest legt eine im vergangenen Jahr im Auftrag der KfW Bankengruppe veröffentlichten Studie: Digitalisierung im Mittelstandnahe. Während demzufolge nur rund 20 Prozent der befragten Unternehmen über eine Strategie verfügen, gibt es bei einem großen Teil sogar noch Ausbaupotenzial auf eher grundlegenden Stufen der Digitalisierung. Auch die Experten von McKinsey sehen den wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung in Deutschland bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Optimale Besetzung gesucht
Um die Herausforderungen der Transformation zu meistern, bedarf es also einiger Anstrengungen – vor allen Dingen braucht es aber Personal, das die richtigen Weichen stellt. Laut einer 2016 durchgeführten Umfrage des Branchenverbandes Bitkom ist die Digitalisierung in kleineren Unternehmen überwiegend Chefsache. Bei den großen liegt die Verantwortung mehrheitlich in den Händen des IT-Leiters beziehungsweise des CIO. Ob die allerdings wirklich die optimale Besetzung sind, ist fraglich – insbesondere deshalb, weil sie doch einen eher technischen Fokus haben und ihnen in der Regel auch der unmittelbare Zugang zur Geschäftsführung fehlt. Letzteres ist angesichts der strategischen und bereichsübergreifenden Relevanz der Aufgabe aber zweifellos ein ganz zentraler Faktor. „Die Digitalisierung muss in der Unternehmensspitze verankert und zentral koordiniert werden“, fordert deshalb auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Der CDO soll es richten
Einige Unternehmen sind dem auch schon konsequent gefolgt und haben auf der Führungsebene des Unternehmens einen Chief Digital Officer, kurz CDO, installiert. Seine zentrale Aufgabe besteht darin, eine Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und deren Umsetzung im Unternehmen zentral zu steuern. Was sich einfach anhört, setzt allerdings ein vergleichsweise komplexes fachliches und persönlichkeitsbezogenes Kandidatenprofil voraus. Idealerweise bringt der Stelleninhaber in spe nicht nur betriebswirtschaftliches Wissen mit, sondern natürlich auch ein fundiertes Maß an informationstechnologischem Know-how. Zudem hat er bereits umfangreiche berufliche Erfahrungen gesammelt. Er hat den Blick für kreative Lösungen, weiß sich durchzusetzen, und ist in der Lage, Veränderungsprozesse mit großer Sensibilität und kommunikativem Geschick zu vermitteln. Gesucht wird also eine Art „eierlegende Wollmilchsau“.
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Während die Besetzung entsprechender Positionen im Einzelfall also durchaus eine Herausforderung sein kann, hängt der Erfolg des CDO in der Konsequenz aber entscheidend davon ab, wie er in der Organisation tatsächlich verankert ist. „Für uns ist interessant, dass mit dem CDO eine Position geschaffen wird, die die digitale Transformation in den Unternehmen vorantreiben soll, aber gleichzeitig Ressourcen nur zögerlich bereitgestellt werden“, stellt etwa Christian Gärtner fest. Der BWL-Professor hat sich mit seinen Kollegen der Quadriga Hochschule Berlin im Rahmen einer kürzlich erschienenen Studie: Chief Digital Officer mit dem noch jungen Berufsfeld beschäftigt. Unter dem Strich kommen die Autoren zu dem Schluss, dass „die eher knappe Ressourcenausstattung kaum zur Relevanz der Stelle passt.“ Während also einerseits die Erwartungen an den Stelleninhaber groß sind, hinkt die personelle und budgetäre Ausstattung vielfach hinterher. So werden aus Hoffnungsträgern, die das Unternehmen in die digitale Zukunft führen sollen, im Zweifel schnell Papiertiger ohne große Wirkung. Auch hier gibt es also offensichtlich noch Nachholbedarf.
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