Es gab einmal eine Zeit, da stand eine Bankausbildung ganz oben auf der Präferenzliste angehender Schulabgänger. Und wer als junger Mensch zum Berufsstart in den gerade erstandenen, noch jungfräulichen Anzug schlüpfte oder das brandneue blaue Kostüm überstreifte , konnte sich der neidvollen Blicke seiner ehemaligen Klassenkameraden und dem anerkennenden Blick der Nachbarn sicher sein. Er oder sie hatte es zu etwas gebracht oder war zumindest auf dem besten Weg dorthin. In den Achtzigern, Neunzigern da machte es noch was her, wenn man Banker war. Während man dem bunten Paradiesvogel nach dem Start in der Werbeagentur eher riet, bei Nachfragen nach dem Job lieber auf eine Tätigkeit als Barpianist zu verweisen, konnte der Jung-Banker seine Profession bedenkenlos und voller Stolz vor sich hertragen. Und heute? Wie ist es bestellt um den Bankernachwuchs? Ist der Job in einem Finanzinstitut immer noch so begehrt wie damals. Sind Banken und andere Finanzinstitute als Arbeitgeber immer noch attraktiv? Ist die Karriere in der Bank nach wie vor fester Bestandteil des Mindsets von Schulabgängern und akademisch gebildeten Berufsstartern?
Branche unter Generalverdacht
Nun ja, fest steht jedenfalls, dass sich die allgemeinen Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren an einigen Stellen doch wesentlich geändert haben – nicht unbedingt zum Vorteil der nachwuchssuchenden Institute. So ist es um den Ruf der Branche sicher nicht ganz so gut bestellt – denn Skandale um Zinsabsprachen, die Finanzkrise, die in breiter Öffentlichkeit geführte Diskussion um Millionenboni und Schlagzeilen über Filialschließungen und Stellenstreichungen haben am Image der ehemaligen Vorzeigebranche doch mächtig gekratzt. Der Bankberater, einst Sinnbild für Seriosität und Glaubwürdigkeit, sieht sich heute vielfach dem Verdacht ausgesetzt, eher kurzfristig provisionsgesteuert zu verkaufen, statt qualitativ hochwertig zum nachhaltigen Nutzen des Kunden zu beraten. Gewerkschafter kritisieren bisweilen, dass Vertriebsdruck, ständige Umstrukturierungsprozesse und kurzfristige Erfolgsorientierung auch keine gute Beratung zulassen, sondern eher Frust und Stress verursachen – bei Kunden und Bankern. Die erst kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der „Trust in Professions 2018“-Studie des GfK Vereins passen da ins Bild. Banker und Bankangestellte rangieren im Vertrauensranking der Berufsgruppen unter den Bottom Ten, in bester Gesellschaft mit Schauspielern, TV-Moderatoren, Werbefachleuten und Profisportlern. Nach schöner, heiler Welt hört sich das nicht unbedingt an.
Banken müssen sich schick machen
Und nach einem Berufsfeld, das Nachwuchsakademiker und Schulabgänger kaum mehr nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten suchen lässt, genauso wenig. Gut, ganz so pessimistisch wie es sich anhört, muss man jetzt vielleicht auch nicht sein. Denn auch wenn man als bekennender Banker nicht überall gleich donnernden Applaus erwarten darf, als klimpernder Alleinunterhalter muss sich auch niemand verkaufen – übrigens genauso wenig wie seinerzeit der Werber. Fakt aber ist, die Branche ist in Misskredit geraten und hat in den vergangenen Jahren einen enormen Reputationsverlust erlitten – nicht nur bei Kunden. Auch das Renommee der Bank als Arbeitgeber scheint renovierungsbedürftig. Darauf deuten auch die jüngsten Ergebnisse des Trendence Absolventenbarometers 2018 hin. Unter den befragten Studenten der Wirtschaftswissenschaften taucht im Ranking der Top-Arbeitgeber das erste Finanzinstitut, die Deutsche Bank, auf Platz 28 auf, gefolgt von der Deutschen Bundesbank (55). Begehrenswert mutet doch irgendwie anders an. Die letzte DIHK- Ausbildungsumfrage zeigte zudem auch eine steigende Tendenz bei den nicht besetzten Ausbildungsplätzen im Bereich der Banken/Versicherungen. Passend dazu stellte die „Welt“ im März letzten Jahres fest, dass die Zeiten, in denen Einser-Abiturienten in der Bankausbildung eine sichere Karrieregrundlage sahen, wohl vorbei sind. Der Bankkaufmann als Ausbildungsberuf sei ein Auslaufmodell.
Selbst wenn man solchen Prognosen nicht unbedingt folgen will, fest steht doch, die Banken müssen sich bewegen, um im Wettbewerb um den Nachwuchs mit den Top-Arbeitgebern anderer Branchen, mit anderen Instituten, aber auch mit aufstrebenden Fintechs konkurrenzfähig zu bleiben. Wer an Attraktivität gewinnen will, dem hilft allerdings keine oberflächige Kosmetik. Hier geht es ums Eingemachte – etwa um das Auflösen verkrusteter Strukturen, um moderne Arbeitszeitmodelle, zeitgemäße Führungsstile und adäquate Belohnungssysteme.